Montag, 20. April 2015

Nachdenkliche Zeit in Phnom Phen

Morgens um 8:30 ging es von Siem Reap nach Phnom Phen in 7 Stunden. Die Fahrt war herrlich, diese Giant Ibis Busse sind wirklich sehr gut ausgestattet. Während der Fahrt hatten wir sogar Wifi. Trotz super Klimaanlage war es unglaublich heiss. Am Nachmittag suchten wir dann noch ein neues Guesthouse. Von Seraina einer Kollegin aus der Schweiz welche mit ihrem Freund auch 7 Monate am Reisen ist hatten wir denn Tipp für ein gutes Guesthouse, das Vellkommen Backpacker. Dort blieben wir dann auch für 2 Nächte. An diesem Tag kauften wir noch das Busticket von Phnom Phen nach Shianoukville wir haben mit Ingrid abgemacht das wir uns in Koh Rong Samloem wider treffen, einer Insel in der Nähe von Shianoukville. Den restlichen Tag verbrachten wir mit nichts tun.

Der heutige Tag wird uns immer in Erinnerung bleiben den wir tauchten in die dunkle Seite von Kambodscha ein. Eigentlich bin ich nicht der Erzähler aber ich möchte euch diese Seite ein wenig näher bringen und einige vielleicht zum denken anregen. Denn ich finde es sehr taurig das wir bevor wir nach Kambodscha kamen noch nie etwas von dieser Geschichte gehört haben. Es wurde nie in der Schule oder sonst wo erwähnt. Wir denken das dieses Thema nie vergessen gehen sollte den diese Geschichte ist einfach nur schrecklich und was uns erschrecken liess so unglaublich jung.

1975 am 17.4 war der Tag an dem Pol Pot oder wie er sich nannte Brother Number 1, Bruder Nummer 1 und seine Khmer Rouge an die Macht. Pol Pot und die Khmer Rouge leerten ganze Städte haben Schule, Religion, Kunst und Geld verboten. Alle Menschen wurden gezwungen ihre Stadt zu verlassen und mussten Feldarbeit leisten. Die Errichtung eines kommunistischen Agrarstaates als Idee, Folter, Hunger und Tod als Folge. In insgesamt 4 Jahren wurden unter diesem Regime 2.2 Millionen Kambodschaner umgebracht. Das ist ein drittel der Gesamtbevölkerung. Was würdet ihr sagen oder denken wenn es ein drittel eurer Gesamtbevölkerung wäre? Ein Drittel vom eigenen Volk wird getötet, gefoltert und weder Kinder, Babys noch kranke Menschen werden berücksichtigt. Dies nun ist die erste Generation Kinder in Kambodscha welche ohne Krieg und Tod aufwachsen. Denoch haben auch von Ihnen geliebte Menschen verloren. Seis Eltern Grosseltern oder sonstige Verwandte. Aber was sehr beeindruckend ist das dieses Volk trotz diesen entzsetzlichen Geschenissen immer nach vorne schaut, trotzdem das leben liebt und alle Menschen mit Respekt behandelt. Die Opfer sollen jedoch nie in vergessenheit geraten.
In Kambodscha gibt es zwei Gedenkstätten das eine sind die Killimg Fields und das andere das S21 Gefängniss beide haben wir sie an diesem Tag besucht. Diese Orte sind genau so schrecklich wie es sich anhört. Wir haben auch Fotos gemacht jedoch nicht aus Spass sondern um diese Geschichte nie zu vergessen. Wir haben uns lange mit dem Thema auseinandergesetz und immer wider kamen wir zu der Frage wie kann es überhaupt so weit kommen?
Kambodscha war von Mitte 19. Jahrhundert bis 1953 eine französische Kolonie. Nach der Unabhängigkeit wurde das Land von König Sihanouk regiert, der dem Kommunismus freundlich eingestellt war und deshalb den vietnamesischen Kommunisten (z.B. Viet Cong) während dem Vietnamkrieg (gegen die Amerikaner) erlaubte, den Osten von Kambodscha als Versorgungs- und Transportgebiet zu nutzen. Den Amerikanern passte das natürlich gar nicht und sie begannen den Osten von Kambodscha zu bombardieren (1965-1970). Dabei wurden mehr Bomben über Kambodscha abgeworfen als im gesamten 2. Weltkrieg.
So began ein Rattenschwanz aus Ereignissen. Kurz gesagt gab es einen Putch gegen den König. Allgemein kann man sagen, dass das Ganze eine ziemliche Wut gegen Amerika, die kambodschanische Regierung, aber natürlich auch gegen die Vietnamesen entfachte, die dieses Übel über die Kambodschaner gebracht hatten.
Es begannen sich auf dem Land Guerilla-Gruppen zu bilden. Da fehlte nur noch ein Führer und der kam in Form von Pol Pot, einem jungen Mann vom Land, der in Frankreich studiert hatte und sich sehr mit Kommunismus auseinander gesetzt hatten. Er brachte all die einzelnen Gruppierungen zusammen und die neu entstandene, kommunistische Gruppierung nannte man Khmer Rouge. Rot ist die Farbe des Kommunismus. Pol Pot hatte keine öffentlichen Auftritte und regierte so stark im Hintergrund, dass nicht mal die eigene Familie wusste, was für eine Position er hatte.
Am 17. April 1975 marschierten die Khmer Rouge getarnt als Militär unter Jubel der Bevölkerung in Phnom Penh (Hauptstadt von Kambodscha) ein. Doch der Jubel verging den Leuten sehr schnell, denn die Khmer Rouge deportierten die gesamte Stadtbevölkerung innerhalb von 48h aufs Land und Phnom Penh und andere Städte Kambodschas wurden zu Geisterstädten… Pol Pot sah den finanziellen Unterschied der Stadt- und Landbevölkerung als Übel der Gesellschaft. Daher wollte er das Bauerntum stärken und das Städtische zerstören. Sein Ziel war es ein Agrar-Kommunismus aufzubauen.
Auf dem langen Marsch aufs Land (dies konnte bis zu einem Monat dauern) starben schon tausende Menschen an den Strapazen und Familien wurden auseinander gerissen. Wer lebend im Arbeitslager ankam wurde in Einheitskleidung gesteckt und zu mehr als 12h-Arbeitstagen gezwungen. Jegliche Individualität wurde beseitigt, Religion verboten und das Denken wurde als Krankheit betitelt. Bücher wurden verbrannt, Schulen und Spitäler zerstört. Gelehrte, Lehrer, Intellektuelle und Mönche wurden umgebracht.
1975 wurde zu “Year Zero” erklärt, dem Beginn einer neuen Ära, in der Kambodscha wirtschaftlich aufblühen und der Export zunehmen sollte. Doch wie sollte das gehen? Die Bevölkerung verhungerte, während exportiert wurde. Und die Ziele Pol Pots waren total unrealistisch. Wer sich wehrte wurde umgebracht. Wer auffiel wurde umgebracht. Unschuldige wurden zu Bekenntnissen von Verrat und Betrug gezwungen, die sie nicht begangen hatten und wurden umgebracht. Viele Kinder und Jugendliche wurden zu Khmer Rouge Soldaten, lebten jedoch auch in Angst einen Fehler zu machen und umgebracht zu werden.
Das Tuol Sleng Museum war ursprünglich eine Schule, die aber während der Khmer Rouge Zeit (1975-1979) zu einem Gefängnis umgebaut wurde. Hier wurden vor allem “Verräter” und deren Familien, zum Teil aus den eigenen Rängen der Khmer Rouge, gefangen gehalten (meist in Zellen die gerade mal 2qm gross sind), brutal gefoltert und anschliessend zu den Killing Fields von Choeung Ek gebracht. Manche waren noch nicht einmal richtig tot, als sie in die Massengräber gestossen werden. Bis zu 20’000 Männer, Frauen und Kinder endet in diesem Schicksal und nur 7 Insassen überlebten! 
Die Killing Fields liegen ausserhalb der Stadt und der Ort ist heute die grösste Gedenkstätte dieser Gräueltaten.
Hier kann man mit Audio-Guide über das Gelände gehen und sieht immer wieder Kleiderreste, Knochen und Zähne aus dem Boden schauen. Hier wurden zehntausende Leute mit Gartenwerkzeug erschlagen und aufgeschlitzt man wollte Munition sparen und in riesigen Massengräbern geworfen. Das Allerschlimmste war der Baum, an den sie Babies schlugen bis sie tot waren. Die Devise der Khmer Rouge war, dass man das Unkraut an den Wurzeln packen muss, also auch Kinder von “Verrätern” umbringen, damit diese nicht später im Leben Probleme machen. Die Leute wurden in der Nacht umgebracht und die Propaganda Musik aus den Lautsprechern übertönte die Schreie.
Ende 1978 marschierten die wiedervereinten Vietnamesen ein und beendeten das Elend.
Doch die Khmer Rouge gab es immer noch und sie wurden auch noch nach der Entmachtung von den Vereinigten Nationen als legitime Vertretung Kambodschas anerkannt. Vielen wurde es ermöglicht sich der neuen Regierung unterzuordnen und ein normales Leben zu führen. Khmer Rouge Militärs wurden in die neue Armee eingegliedert und anderen wurde sogar ein Platz in der Regierung gewährt.
1998 stellten sich einige der Führer der Khmer Rouge und entschuldigten sich. Pol Pot selbst aber stritt bis zu seinem Tod (1998) ab, verantwortlich zu sein. Auch andere streiten es bis heute ab, irgendetwas davon gewusst zu haben. Die Hauptschuldigen wurden dann aber 2007 festgenommen und in Gerichtsverhandlungen von 2007-2012 verurteilt. Dazu wurde ein eigenes Gericht, das Khmer Rouge Tribunal eingerichtet. Heute wird Kambodscha von einem Prime Minister geleitet, der auch in der Armee der Khmer Rouge aktiv war!
Duch der Leiter des Gefängniss S21 wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt, und das soll eine Gerechte Welt sein? Es ist kaum zu verstehen und macht einem sehr traurig und nachdenklich. 

 Es hat uns ebenfalls sehr nachdenklich gemacht das leben hier ist zu 180 Grad anderst als in der Schweiz. Nun reisen wir seit 2 Monate und ich kann mir nicht mehr richtig vorstellen wie es in der Schweiz ist. Klar die Schweiz ist schön, hat tolle Berge und Seen, und alle meine Freunde und Familie leben in der Schweiz. Aber war ich in der Schweiz wirklich glücklich? Sind die Menschen glücklich? Ich frage mich jeden Tag wieso die Menschen in der Schweiz so sind wie sie sind. Zurückhaltend, unherzlich traurig? Hier in Kambodscha aber auch in Laos oder Thailand sind die Menschen trotz all den Geschenissen liebevoll, herzlich freundlich und zuvorkommend. Alle Kinder Jugendliche junge Erwachsene und Erwachsene haben respekt. In der Schweiz habe ich das Gefühl muss jeder das beste und neuste haben, die schönsten Kleider und Schmuck besitzen und ist man damit wirklich glücklich? Hier in diesen Ländern wird mir das erste mal richtig bewusst was wirklich wichtig ist im Leben und das die Menschen mit weniger Geld, weniger materiellen Dingen glücklicher leben. Hier wird man nicht einfach so blöd von der Seite angemacht, oder ausgelacht weil man seit 1 Woche die gleichen Kleider trägt. Die Menschen lieben ihr leben trotz all dem Krieg, Tod und den Hinrichtungen. Ich finde das wir Menschen in der Schweiz und Umgebung das leben von einer anderen Seite betrachten sollten und uns überlegen was wirklich wichtig ist um ein glückliches leben zu führen. Ich habe mir vorgenohmen wenn ich wider in die Schweiz komme mehr Wert auf das Leben zu geben anstatt was man besitzen muss. Ich brauche kein tolles Haus, oder neue Kleider und es ist mir egal was andere über mich denken. Ich habe eine tolle Familie Freunde, und den besten Freund der Welt. Ich erlebe gerade die beste Zeit in meinem leben und dies wird bestimmt nicht die letzte Reise sein denn das was ich erlebe das macht mich glücklich. Es ist einfach unglaublich schön zu sehen wie schön und unbeschwerlich ein leben sein kann und wie glücklich man leben kann.

Natürlich denkt jeder anderst über die Welt, denoch habe ich mit eigenen Augen eine ganz neue Welt kennengelernt so wie ich sie noch nie gesehen habe. Ich hoffe das ich einige zum denken angeregt habe. Nun lese ich gerade ein Buch von einem überlebenden von der Kmer Rouge ich kann es nur empfehlen zu lesen. Auslöschung von Rithy Phan.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen